Persönlichkeitsstörungen und Störungen der Persönlichkeitsentwicklung

Voraus zu schicken ist, das Menschen eine individuelle Persönlichkeit besitzen, die sie sich in einer Struktur, Eigenschaften, Verhaltensweisen und einem Charakter ausdrückt.

Bei Persönlichkeitsstörungen treten einzelnen Persönlichkeitsmerkmale besonders stark in den Vordergrund und die Menschen unterscheiden sich damit vom Bevölkerungsquerschnitt. Aber jeder Mensch trägt häufig unterschiedlichste Persönlichkeitsanteile. Menschen mit Störungen ihrer Persönlichkeit sind oft auf wenige Züge eingeengt und die Züge sind in ihrer Ausprägung sehr starr. Bei Zuspitzung einer Persönlichkeitsstruktur treten häufig Störungen in zwischenmenschlichen Beziehungen auf und erzeugen häufig Leid beim Einzelnen und in seiner Umgebung. Eine Therapie ist indiziert, wenn der Betroffene sich mit seiner Situation aktiv auseinander setzen will und selbst unter der Störung leidet. Sein Ziel ist es, mit seiner Umgebung wieder besser zu Recht zu kommen und wieder integriert zu werden.

In diesem Zusammenhang treten immer wieder bestimmter Begriffe auf, die an dieser Stelle genannt und grob beschrieben werden sollen, unter Hinzunahme der Internationalen Krankheitsklassifikation (ICD10 und DSM IV). Einige Begriffe sind verändert worden, andere Begriffe werden nicht mehr detailliert beschrieben. Eine vollständige Übersicht ist nicht möglich.

Persönlichkeits-Strukturen:

Paranoide Struktur: übertrieben verletzbar, nachtragend, misstrauisch, alles auf sich beziehend, feindselig sein, Gerechtigkeitsfanatisch, zwischenmenschlichen Äußerungen werden fehlinterpretiert, feindselig oder abwertend erlebt.

Schizoide Struktur: besonders distanziert, isoliert, in sich gekehrt, Einzelgänger, ohne Wärme, freudlos, lieblos, unbeeinflussbar, überaus empfindsam, zurückgezogen in eine eigene Welt

Emotional instabile Struktur (Borderline-Struktur): unkontrolliertes symbolhaftes Verhalten ohne Rücksicht auf Konsequenzen, Gewalttätigkeit, Wutausbrüche, mangelnde Ausdauer und Selbstkontrolle, massive Stimmungsschwankungen, innere Leere, unklares Selbstbild, instabile Beziehungen, Wechsel zwischen Idealisierung und totaler Abwertung, Angst vor dem verlassen werden, verminderte Angsttoleranz. Im Rahmen der Instabilität können wahnhafte Symptome und Realitätsverlust auftreten. Im Zusammenhang mit dieser Symptomatik werden häufig Suchterkrankungen und Ess-Störungen beobachtet.

Hysterische/ histrionische Struktur: Form von Selbstdarstellung, Theatralik, im Mittelpunkt stehen wollen, übertriebene, oberflächliche und labile Gefühle, Erlebnishungrig, ständige Beschäftigung mit der eigenen Wirkung und Attraktivität, übertrieben verführerisches Verhalten.

Zwanghafte Struktur: übertrieben, ordentlich, sparsam, reinlich, überkorrekt, pedantisch, perfektionistisch, unflexibel, leistungsbezogen, übervorsichtig, alles kontrollierend, Skrupel habend, Schwierigkeiten Entscheidungen zu fällen, Schwierigkeiten wesentliches und unwesentliches unterscheiden zu können.

Abhängige Struktur: nicht selbst entscheiden können, sucht überall Rat, klammert sich an,  vertraut blind, ist im Verhalten unterwürfig, hat keine eigenen Bedürfnisse, erhebliche Angst verlassen zu werden, die Eigeninitiative ist stark beeinträchtigt.

Ängstliche Struktur: ständiges Besorgtsein, Anspannung, Minderwertigkeitsgefühle Insuffizienzgefühle, Furcht vor Kritik und Ablehnung, besonderes Sicherheitsverlangen, Vermeidung von sozialen Aktivitäten, Kontakten, Beeinträchtigung des Lebensstiles und der beruflichen Entwicklung, ständige Besorgnis vor körperlichen Erkrankung.

Depressive Struktur: eigene Bedürfnisse werden zurückgestellt, sehr höflich und rücksichtsvoll, abhängig von Anerkennung und Liebe anderer, leistungsbezogen, zeigen von sozial erwünschtem Verhalten und Anpassung,, macht sich unentbehrlich. Es kann niedergedrückte Stimmung, Verlust der Lebensfreude, Antrieblustlosigkeit, Ermüdung vorhanden sein.

Narzisstische Struktur: Größengefühl in Bezug auf die eigene Bedeutung, Leistung und Talente, die sich aber auf die eigene Person beziehen. Es bestehen Fantasien von unbegrenztem Erfolg, Macht, Schönheit, Überzeugung und idealer Liebe, besonderes Bedürfnis nach bevorzugter Behandlung, ausnutzen von Beziehungen, mangelnde Sympathie. Durch die Selbst-Bezogenheit werden die Bedürfnisse und Gefühle anderer weder wahrgenommen noch beachtet.